Was ist Biokunststoff?
Immer mehr Verpackungen im Einzelhandel werden als biobasiert, biologisch abbaubar oder kompostierbar beworben. Sie gelten als bessere, weil ökologisch nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen. Aber was bedeuten diese Begriffe? Und wo liegen die Schwierigkeiten?
Speziell in den Lebensmittelabteilungen der Supermärkte gibt es immer mehr ökologisch nachhaltige Verpackungen - das zumindest verspricht die Werbung. Herkömmliche Kunststoffschalen werden durch beschichtete Kartonschalen oder solche aus Bagasse ersetzt. Und statt mit konventioneller Kunststofffolie aus PP (Polypropylen) oder HDPE (High-Density Polyethylen) werden die darin verpackten Produkte mit einem Flowpack oder einer Schrumpffolie aus sogenanntem Biokunststoff eingeschlossen. Aber was bedeutet der Begriff "Biokunststoff" überhaupt?
Was ist der Unterschied zwischen biologisch abbaubaren, biobasierten und kompostierbaren Kunststoffen?
Biologisch abbaubare Kunststoffe sind Kunststoffe, die sich unter bestimmten und in DIN EN 1657 festgelegten Bedingungen zersetzen. Ob ein Kunsstoff biologisch abbaubar ist, hängt nicht von der Rohstoffbasis, sondern von der Struktur des verwendeten Werkstoffes ab. Ein Werkstoff gilt wiederum dann als biologisch abbaubar, wenn er durch Stoffwechselvorgänge oder von Mikroorganismen zu Wasser, CO2 und Biomasse abgebaut werden kann. Biologisch abbaubar bedeutet nicht, dass die Rohstoffe, aus den der biologisch abbaubare Kunststoff besteht, nachwachsend sind.
Biobasierte Kunststoffe werden auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt. Für die Herstellung werden in erster Linie Stärke, Cellulose und Polymilchsäuren (PLA) verwendet. Diese Rohstoffe werden aus Pflanzen wie Mais, Zuckerrohr, Zuckerrüben oder Holz gewonnen. Das Verwenden von nachwachsenden Rohstoffen bedeutet nicht, dass der Einsatz von biobasierten Kunststoffen klimaneutral ist. Jeder Prozessschritt - von der Aussaat über die Ernte, den Transport, die Fermentation sowie die Herstellung des Kunsstoffs und schlussendlich der Verpackung - braucht Energie. DIN EN 1657 regelt, welches Material als Biomasse gilt und damit als Rohstoff für biobasierte Kunsstoffe verwendet werden darf.
Kompostierbare Kunststoffe sind Kunsstoffe, die unter Einfluss von Sauerstoff abgebaut und zu Kompost werden. In der Abfallbehandlung wird dieser Prozess unter streng kontrollierten Bedingungen von Mikroorganismen durchgeführt, die Kohlenstoff in Kohlendioxid umwandeln. Die Rohstoffe für kompostierbare Verpackungen müssen nicht biobasiert sein. Die bekannteste Spezifikation für Kompostierbarkeit ist DIN EN 13432. Das Label "kompostierbar" auf einer Verpackung bedeutet meistens nicht, dass die Verpackung im Hauskompost verrottet und zu Erde wird. In der Regel ist dafür eine industrielle Kompostieranlage nötig, die optimale Voraussetzungen für den Kompostiervorgang schafft.
Fazit
Der Begriff "Biokunststoff" wird fälschlicherweise oft für unterschiedliche Konzepte verwendet. Biobasierte Kunststoffe stammen aus nachwachsenden Rohstoffen, sind aber nicht zwingend biologisch abbaubar. Umgekehrt sind biologisch abbaubare Kunststoffe nicht zwingend auch biobasierte Kunsstoffe. Kompostierbare Kunststoffe sind biologisch abbaubare Kunststoffe, wobei der Begriff "kompostierbar" zu Missverständnissen führen kann, weil kompostierbare Verpackungen in aller Regel nicht in den Hauskompost gehören, weil sie dort viel zu langsam verroten. "Biokunststoff" - ob biologisch abbaubar oder biobasiert - ist ausserdem nicht automatisch auch klimaneutral. Die Prozessschritte von der Aussat bis zum fertigen Produkt sind energieintensiv und verursachen bei falschen Anreizen und fehlender Kontrolle andere Probleme wie Waldrodungen, Monokulturen oder Ernährungsknappheit. Bei der Wahl der richtigen Verpackung muss deshalb richtigerweise der gesamte Lebenszyklus eines Produkts und seiner Verpackung berücksichtigt werden - und zwar individuell. Eine pauschale Wertung ist wissenschaftlich nicht fundiert. Was aber sicher immer Sinn macht:
- Nur soviel Verpackung wie nötig, um das Produkt zu schützen und Informationen zu vermitteln (z.B. mit Banderolieren)
- Materialien verwenden, für die etablierte Recyclingprozesse bestehen
- Sortenreine und dadurch besser recycelbare Materialen verwenden
- Falls mehrere Verpackungen nötig sind, auf einfache Trennbarkeit achten
- Mehrweg ist häufig besser als Einweg
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